Mediation in Nürnberg

Dort wo Menschen alltäglich interagieren, kann es auf Grund unterschiedlicher kommunikativer Veranlagungen jederzeit zu Missverständnissen kommen, aus denen Konflikte resultieren. Die Grundannahme, dass eine Aussage auf unterschiedlichen Ebenen interpretiert werden kann, basiert auf dem Vier-Seiten-Modell des deutschen Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun, wobei sich die vier Ebenen wie folgt darstellen:

  1. Sachinhalt
  2. Selbstoffenbarung
  3. Beziehung
  4. Appell

In einem Konflikt ist davon auszugehen, dass eine dieser Ebenen entweder eine benachteiligende oder missverständliche Komponente enthält. Diese wiederum zu identifizieren und mittels Kommunikationstechniken mit den entsprechenden Konfliktparteien konstruktiv zu thematisieren, ist die Aufgabe eines Mediators/Konfliktmanagers. In der Regel ist dieser auf das Konfliktfeld spezialisiert und hat eine akademische oder spezifische Ausbildung absolviert. Besonders in Universitätsstädten wie Nürnberg finden sich zudem immer wieder Mediatoren/Konfliktmanager, die aktuelle Forschungsergebnisse in ihre Arbeit implementieren, so dass es mittlerweile für nahezu alle Wirtschaftsbereiche entsprechend ausgebildete Fachediatoren/Konfliktmanager gibt.

Damit diese in ihrer Arbeit erfolgreich sein können, müssen sich die Konfliktparteien konstruktiv und freiwillig zu einer Mediation bereit erklärt haben. Im Sinne einer gemeinschaftlichen Zielsetzung verpflichten sich die Konfliktparteien zudem zu gewissen Regeln und tragen das Honorar des Mediators paritätisch, um den Vorwurf der Einflussnahme von vornherein zu vermeiden.

Der Mediator/Konfliktmanager wiederum muss zwingend neutral und allparteilich sein, um somit die Interessen aller Beteiligten verstehen und wahren zu können. Im Rahmen der einzelnen Schritte werden dann Lösungen erarbeitet, die den Konflikt kurzfristig beilegen und gleichzeitig der künftigen Konfliktprävention dienen.

Ziele einer Mediation

Im Gegenzug zu einem juristischen Verfahren hat eine Mediation das Ziel, den Konflikt auf Basis eines effizienten und vor allem wechselseitigen Interessensausgleichs für die Konfliktparteien gewinnbringend zu lösen. Ein solches Vorgehen ist uneingeschränkt zu empfehlen, da ein Konflikt in vielen Fällen das Resultat von über einen längeren Zeitraum aufgestauten Frust und/oder Verärgerung ist. Im Fallbeispiel einer Scheidung zwischen Eheleuten ist der mediativ zu lösende Konflikt die Aufteilung der Sachwerte oder die Zuweisung des Sorgerechts. Der Mediationserfolg definiert sich hierbei also durch eine Win-Win-Situation der oben genannten Punkte – welche Gründe zu der Scheidung geführt haben und welche Probleme auch bei einer erfolgreichen Mediation noch entstehen können wird im Mediationsprozess nicht vorrangig erörtert.

Mit Hilfe des Verfahrens wird den involvierten Parteien ermöglicht, eine flexible und dadurch in der Regel unbürokratische Lösung zu erarbeiten, wodurch emotionale und wirtschaftliche Ressourcen geschont werden. Ferner soll eine erfolgreiche Mediation Interessen berücksichtigen, die bei einer klassischen juristischen Auseinandersetzung keine oder wenn überhaupt nur geringe Wertschätzung erfahren hätten. Um bei dem Beispiel der Eheleute zu bleiben: Juristisch betrachtet würde eine Aufteilung von Werten und Sorgerecht rein sachlich erfolgen – zu evaluieren, ob diese Lösung logistisch oder pädagogisch Sinn ergibt, ist nicht Aufgabe des Gerichts, so dass es in solchen Situationen teilweise zu Urteilen kommen kann, die beide Konfliktparteien benachteiligt. Zudem hat im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren die Schuldfrage bei der Mediation nur eine nachrangige Bedeutung.

5-Phasen Modell der Mediation

Wie in jeder kommunikationspsychologischen Fragestellung gibt es auch für die Mediation unterschiedliche Ansätze und Modelle. Eines davon ist das 5-Phasen Modell, welches auf dem Theorem des Harvard-Juristen Roger Fisher beruht. Dieser hat gemeinsam mit William L. Ury und Bruce Patton das Harvard Negotiation Project gegründet und die daraus resultierenden Erkenntnisse in diversen Publikationen veröffentlicht. Aus einigen dieser Veröffentlichungen leitet sich ein das 5-Phasen Modell ab, welches über die Definition von essentiellen Grundsätzen zu einer erfolgreichen Mediation führen soll. Die Grundlagen stellen sich wie folgt dar:

  1. Es muss eine klare Trennung von Personen und Problemen stattfinden
  2. Die Kommunikation muss wertschätzend und respektvoll erfolgen
  3. Zwischenergebnisse und Diskussionen müssen sachlich klar definiert werden
  4. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Bedürfnisse, nicht die hierarchischen Positionen
  5. Die Konfliktparteien müssen den Willen zeigen, zusätzliche Optionen zu erarbeiten

Nachdem diese Voraussetzung gegeben sind, entscheidet der Mediator/Konfliktmanager, ob es noch zusätzlicher Einzelgespräche bedarf oder ob die Mediation gemeinsam begonnen werden kann.

Erste Phase: Die Einleitung
In dieser Phase wird der Aufbau eines kooperativen Kommunikationsprozesses und das Vertrauen der Konfliktbeteiligten in das Mediationsverfahren angestrebt. Nach Begrüßung und persönlicher Vorstellung erläutert der Mediator/Konfliktmanager das Verfahren, die Gesprächsregeln (zuhören und ausreden lassen, sich nicht beleidigen, etc) sowie seine eigene Rolle und bespricht mit den Parteien (Medianten) die Ziele der Mediation/des Konfliktmanagements. Im Anschluss wird geklärt, welcher Mediant mit der Darstellung seiner Sichtweise beginnen wird.

Zweite Phase: Darstellung der Standpunkte
Der Mediator/Konfliktmanager bittet Mediant A seine Sichtweise des Konfliktes darzustellen. Er hört den Schilderungen aktiv zu, fragt nach, fasst zusammen und benennt in Abstimmung mit Mediant A wichtige Stichpunkte. Nachdem Mediant A der Zusammenfassung durch den Mediator/Konfliktmanager zugestimmt hat, beginnt Mediant B mit der Darstellung seiner Standpunkte. Der Ablauf ist der gleiche wie bei Mediant A

Dritte Phase: Konflikterhellung und Klärung der Interessen
Diese Phase stellt in jedem Fall das Herzstück der Mediation dar. Jetzt wird ein Kommunikationsprozess initiiert, in dem sich die Beteiligten von den sich gegenseitig ausschließenden Ansprüchen und Positionen weg und aufeinander zubewegen. Der Mediator/Konfliktmanager erstellt mit beiden Medianten anhand der in Phase 2 gesammelten Stichpunkte eine Agenda, der zu bearbeitenden Themen. Die Reihenfolge der Themen ergibt sich aus der jeweiligen Relevanz für den Medianten und wird deshalb von diesem definiert. Bereits jetzt kann es durchaus Überschneidungen und somit Gemeinsamkeiten zwischen den Parteien geben. Auch in dieser Phase wird mit den Medianten geklärt, wer beginnen wird. Auf Grundlage der Agenda werden mit den Medianten für jedes einzelne Thema die dahinterstehenden Interessen und Bedürfnisse erarbeitet. Zum Schluss dieser Phase fasst der Mediator (Konfliktmanager) die gewonnenen Erkenntnisse zusammen.

Vierte Phase: Kreative Erarbeitung von Lösungen
Bei der kreativen Suche nach Lösungsoptionen entwickeln die Medianten eine Vielzahl von Ansätzen, durch die die bisherigen Denkmuster überwunden werden und neue, für beide Seiten vorteilhafte Optionen entstehen. Erst in einem zweiten Schritt werden die gesammelten Ideen einer Bewertung und Prüfung der Machbarkeit durch die Medianten unterzogen. Danach einigen sich die Medianten auf eine oder mehrere Lösungsvarianten.

Fünte Phase: Abschlussvereinbarung
Die Abschlussvereinbarung dient neben der Verbindlichkeit auch der Absicherung, der zuvor getroffenen Entscheidung. Damit die Einhaltung überprüft werden kann, wird hier konkret festgehalten, welche Partei was, bis wann und in welcher Form zu tun hat. In Abhängigkeit des Konfliktes und der Präferenzen der Medianten hat die Abschlussvereinbarung die Form einer gemeinsamen Erklärung oder eines rechtlich verbindlichen Vertrages. Selbstverständlich haben die Parteien die Möglichkeit, die Vereinbarung vor Unterzeichnung in Ruhe und ggf. unter Einbindung eines Beraters oder Rechtsbeistands hinsichtlich der persönlichen, rechtlichen und/oder wirtschaftlichen Aspekte zu prüfen. Beim Abschluss geht es primär um die Beilegung eines Konfliktes durch eine für alle Beteiligten akzeptable Vereinbarung. Darüber hinaus ergeben sich aus der Einigung oft aber auch nachhaltige Impulse für den zukünftigen Umgang miteinander und die Bewältigung anderer Konflikte

Eine Mediation gilt dann als erfolgreich beendet, wenn nach Erarbeitung der Abschlussvereinbarung sämtliche Phasen ohne zusätzliche Konflikte durchlaufen wurden und dabei das Vertrauensverhältnis bewahrt wurde.