Konfliktmanagement

Konfliktmanagement im Bauwesen

Konfliktanfälligkeit minimieren

Bauen ist ein dynamischer Prozess, der von allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität, Belastbarkeit und Bereitschaft zur stetigen Kommunikation fordert. Bau- und Zivilrecht sind komplex, die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen äußerst vielschichtig. Hinzu kommen unterschiedliche Faktoren wie unklare Zielvorgaben, unvollständige Planungen, Entwurfsänderungen, fehlende Festlegung von Verantwortlichkeiten, gestörter Bauablauf etc., denen kompetent Rechnung getragen werden muss. Wegen dieser Faktoren und der langfristigen Zusammenarbeit der Beteiligten ist die Konfliktanfälligkeit im Bereich des Planens und Bauens branchenimmanent. Ein guter Grund, rechtzeitig vorzubeugen und von Anfang an für Klarheit und Transparenz zu sorgen. Aufgrund der Eigenheiten in Sprache und Umgang müssen die Charakteristika der klassischen Wirtschaftsmediation angepasst werden. Durch die Ergebnisfokussierung entsteht eine spezielle Variante des Konfliktmanagements.

Erfahrung und Expertise

Optimalerweise begleitet der Konfliktmanager das Projekt von Beginn an präventiv. Er hat die notwendige Erfahrung und Expertise sowohl für den Planungs- und Bauprozess als auch für die Kommunikation und das Konfliktmanagement. Durch eine frühzeitige Einbindung kennt er die Sachverhalte und genießt Akzeptanz bei allen Beteiligten, so dass er im Bedarfsfall ad hoc eingreifen kann. Um Klarheit über die meist diffizile und unübersichtliche Gemengelage zu bekommen, strukturiert und gewichtet der Konfliktmanager die Themen. Das Einverständnis aller Beteiligten vorausgesetzt, kann er Handlungsoptionen aufzeigen, um zu einer schnellen und zielgerichteten Lösungsfindung zu kommen, da in der Baubranche Zeit und Kosten eine besondere Bedeutung zukommen. Der Konfliktmanager verfügt über fundierte Branchenkenntnisse und unterscheidet sich damit vom klassischen Wirtschaftsmediator.

Konfliktmanagement

Der Begriff »Konflikt« kommt aus dem lateinischen »confligere« und bedeutet »zusammentreffen/kämpfen«. Ignoriert man das Martialische in diesem Wortlaut, kann durchaus eine Chance für erforderliche Veränderungen abgeleitet werden.

Der Umgang mit Konflikten

Unterdrückte Konflikte kommen einem Stillstand gleich – jedoch sind sie ein unausweichlicher Bestandteil im beruflichen Kontext. Maßgeblich ist aber nicht die zwingende Vermeidung – was ohnehin nicht möglich ist – sondern vielmehr der Umgang mit Konflikten bis hin zur Streitbeilegung. Wer mit Konflikten richtig umgeht, wird die beinhalteten Energien als Triebfeder für Entwicklungen und notwendige Veränderungen nutzen und vom Konflikt wieder zur fruchtbaren Zusammenarbeit gelangen.
Der amerikanische Wissenschaftler und Autor William Ury hat dazu geschrieben:

»Ein Konflikt ist unvermeidlich wie der Regen. Richtig dosiert kann er eine Wohltat sein; zu viel am falschen Platz kann zum Problem werden. Wir brauchen Systeme, die Konflikte ohne zu großen Aufwand wieder in die richtige Bahn lenken und deren Bewältigung ermöglichen.«

„In der Kommunikation ist das Missverständnis die Regel.“
Konflikte entstehen durch Kommunikation und können auch nur durch Kommunikation wieder gelöst werden. Dabei ist es unerlässlich, die Ursachen nicht zu ignorieren. Kontroversen haben nur auf den ersten Blick denselben Sachverhalt. Geprägt durch die Persönlichkeit und die jeweiligen Interessen der Beteiligten werden sie jedoch unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt.

Schnelle und zielgerichtete Lösungsfindung

Mediation ist ein sehr strukturiertes und ergebnisfokussiertes Konfliktmanagement. Es geht nicht um die Schuldfrage, sondern um lösungs- und zukunftsorientierte Ergebnisse. Der Prozess wird von einem unabhängigen Mediator mit geeigneten Kommunikations- und Verhandlungstechniken geleitet. Dabei erarbeiten die Parteien (Medianten) unter Berücksichtigung der Interessen des Gegenübers eigene Lösungsvorschläge. Die Freiwilligkeit und das Einvernehmen über die Vertraulichkeit sind grundlegende Voraussetzungen für das Verfahren. Für den Erfolg der außergerichtlichen Streitbeilegung sind die Bereitschaft zum eigenverantwortlichen Handeln und zur Übernahme von Verantwortung unabdingbar.

Unterschied zur Schlichtung

Anders als bei der Schlichtung werden in der Mediation keine Positionen verhandelt, sondern die Interessen herausgearbeitet. Ziel ist die Findung eines Konsens‘, der im Gegensatz zum Kompromiss die Interessen beider Parteien gleichermaßen und vor allem nachhaltig berücksichtigt. Eine Rechtsbindung entsteht dadurch nicht. Scheitert die Mediation, besteht weiterhin die Option, eine juristische Instanz über den Streit entscheiden zu lassen. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass auch Schiedsgutachten und im Bauwesen die Adjudikation Instrumentarien der außergerichtlichen Konfliktlösung sein können.

Weiterführende Informationen zur Mediation in Nürnberg
5-Phasen Modell der Mediation